Tourenbericht: Klöntalwanderung 2017

Donnerstag, 13. Juli 2017

Der Entscheid, die Wanderung um einen Tag zu verschieben, war richtig. Aber ob sich die Sonne heute mehr zeigen wird, scheint mindestens am Morgen fraglich. Auf dem Weg zum Bahnhof bläst ein kalter Wind. Noch mehr als die Bise interessiert und beschäftigt, ob am „Ersatztag“ viele Wanderfreudige dabei sind und ob bei der persönlichen Begrüssung alle Namen spontan abgerufen werden können. Und siehe da, die üblich grosse Gruppe ist zusammen gekommen. Auch mit den Namen funktioniert es einigermassen.

Wanderleiter Christoph kann 24 Moritzetreff-Leute begrüssen. Zum ersten Mal dabei ist Jörg aus Widen und Max hat seine sympathische Enkelin Ann-Kathrin aus Darmstadt dabei. Pünktlich geht’s kurz vor acht mit der BD Richtung Dietikon. Wir sind den ganzen Tag mit S-Bahnen unterwegs, in denen keine Reservation möglich ist. Alle finden aber immer einen Platz, um mit Gleichgesinnten über Gott und die Welt reden zu können. Zudem ist Christoph nicht nur auf der Wanderung immer präsent. Er dirigiert uns auch in den Bahnhöfen zielstrebig von Zug zu Zug.

Auf der Fahrt entlang dem leicht welligen Zürichsee nehmen wir Schönwetter-Wölkchen war. Ein gutes Zeichen. Und schon bald zweigt unser Zug ab hinein in den Zieger Schlitz. Die Glarner Bergspitzen sind allerdings noch recht verhangen. Im Kantons-Hauptort Glarus steigen wir in einen schönen Bus um. Auf dem engen Strässchen bewundern wir immer wieder die Fahrkünste unseres freundlichen Chauffeurs. An zwei, drei unübersichtlichen Stellen lässt er das Postauto-Horn dü-da-do erklingen. Bald erreichen wir Rhodannenberg und plötzlich liegt er vor uns, der langgestreckte Klöntalersee. Sogar einzelne Sonnenstrahlen brechen sich im blauen Wasser. Auf beiden Seiten erheben sich steile Berg- und Felswände. Wir fragen uns, wo denn da ein Wanderweg durchführen soll. – Die Busfahrt geht aber noch weiter. Die Strasse wird immer enger und dann passiert’s: ein Kreuzen mit einem entgegenkommenden PW ist nicht möglich. Aber anstatt den Rückwärtsgang einzulegen, steigt die nicht mehr ganz junge Fahrerin aus und überlässt das Steuer ihrem ebenfalls nicht mehr ganz jungen Partner. Nach mehreren Anläufen gelingt es diesem, den Kleinwagen rückwärts in eine Ausbuchtung zu steuern und wir können passieren. Die Erheiterung im Bus ist gross. Vielleicht überlegt sich der eine oder andere aber auch, wie lange er selber noch Autofahren soll.

Pünktlich vor halb elf erreichen wir die Endstation beim Berggasthaus Richisau. Dort gibt’s den obligaten Kaffee und ein feines Gipfeli. Bald verschafft sich Hans, unser Moritzechef, sein Recht. Selbstverständlich muss die Kasse am Abend stimmen. – Kurz vor elf schnallen wir die Rucksäcke um und starten zur Wanderung. Das Wetter ist ideal, ein Gemisch aus Sonne und Wolken. Vorerst wartet Christoph noch mit interessanten Details zu Richisau auf: Hier war schon immer ein Kraft Ort und Luftkurort. Ab 1830 gab es da eine einfache Unterkunft. 1856 wurde ein grösseres Gasthaus und 1874 das eigentliche Kurhaus gebaut, das zum Treffpunkt für Künstler und Naturliebhaber wurde. Bekannte Gäste waren die Schriftsteller Gottfried Keller, C.F. Meyer, Carl Spitteler oder die Komponisten Richard Wagner und Hermann Götz und am 13. Juli 2017 eben die Frauen und Männer des Moritzentreff Berikon. Unter dem Motto „Natur trifft Kultur“ finden auch jetzt noch jeden Sommer kulturelle Veranstaltungen statt. Unter anderem hatte der Schriftsteller Martin Walser diesen Sommer eine Lesung.

Auch wir sind wegen der Natur, aber vor allem zum Wandern da. Die Stöcke sind griffbereit und schon geht’s auf schmalem Waldweg in Einerkolonne den Berg hinan. Der höchste Punkt unserer Tour ist schnell erreicht. Der Abstieg ist nicht stotzig. Die nasse Unterlage verlangt aber schon etwas mehr Trittsicherheit. Dann treten wir aus dem Wald und aus erhöhter Lage überblicken wir den ganzen Klöntalersee, ein herrlicher Ausblick. Beim nächsten Trink- und Infostopp werden wir daran erinnert, dass hier um die Wende zum 19. Jahrhundert, im Krieg von Napoleon gegen den Rest von Europa, der russische General Suworow mit 20‘000 Mann über den Pragelpass ins Klöntal gelangte, wo er auf erbitterten Widerstand der Franzosen traf. Wir erfahren ebenfalls, dass der See durch einen prähistorischen Bergsturz entstanden ist. Anfangs 20. Jahrhundert wurde der Wasserspiegel mit dem Bau einer Staumauer erhöht und ab 1908 wurde Elektrizität erzeugt. Von 1889 bis Ende der 50iger Jahre verkehrten auf dem See gar Dampfschiffe. – Wir dampfen ebenfalls ab, resp. setzen unseren Weg Richtung Talboden fort. Bald erreichen wir den wunderschönen Uferweg auf der rechten Seeseite. Der Weg ist meistens genügend breit, um zu zweit nebeneinander wandern zu können. Ein wichtiger Aspekt. So ist es möglich, sich mit geschätzten Menschen, die wir zwar kennen, aber nicht täglich sehen, austauschen zu können. Schon ist es Zeit für die Mittagsrast, die wir an seichtem Wasser direkt am See machen. Für einen „Schwumm“ ist es uns zu kalt. Zudem sind wir kleidermässig gar nicht ausgerüstet und mit vollem Magen soll man ja auch nicht baden gehen. Immerhin versuchen wir uns mit dem „Schiffern“ von Steinen über die Wasseroberfläche. Aber auch da zollen wir unserem Alter den Tribut.

Der Weg führt weiter durch unberührtes Auengebiet mit knorrigen Bäumen, schönen Blumen und interessanten Pflanzen. Mal geht’s an steil abfallenden Uferböschungen vorbei oder durch wilde Bachbeete und unter einem imposanten Wasserfall durch. Die letzten Wanderkilometer werden in zügigem Tempo zurückgelegt. Überpünktlich erreichen wir das Gasthaus Rhodannenberg, wo wir den Durst mit einem feinen Adler Bräu löschen.

Mit dem Bus gelangen wir zurück nach Glarus und mit der sehr gut besetzten S-Bahn über den HB nach Dietikon. Die Steigung auf den Mutschellen überwindet für uns wieder die BD. Mit den Erinnerungen an einen sehr schönen Wandertag verabschieden wir uns, die meisten erst nach einem weiteren Drink im nahen Restaurant. – Einen herzlichen Dank an Christoph für die sehr gute Wanderleitung.

Fotos von Charly:

Fotos von Astrid und Christoph:

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